Dazu fand am 18. und 19. Juni in München ein Symposium statt, veranstaltet vom Institut für Rundfunktechnik (IRT) und der ARD-ZDF-Medienakademie.
Hier die ungekürzte Fassung meines Berichts für das B5aktuell-Medienmagazin des Bayerischen Rundfunks.
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Bei einem meiner Interviews am Rande des Symposium versagte mein präventives Qualitätsmanagement: Im Hintergrund klappern Teilnehmer am Buffet; mein Interviewpartner spricht zu leise; ein Handy liegt auf dem Tisch – und funkt in die Aufnahme. Doch das merke ich erst hinterher, beim Abhören.
Technische Qualität: unter aller Sau – egal wie interessant der Inhalt auch sein mag (Stefan Robiné sprach über tri-mediale Fortbildungskonzepte, die er in der ARD-ZDF-Medienakademie entwickelt).
Doch so was passiert Rundfunk-Journalisten immer wieder: Schlechter Ton, schlechtes Bild, weil in Hektik aufgenommen, nicht genügend vorbereitet, oder einfach zu plötzlich passiert – Katastrophen usw.; oder weil keine Journalisten vor Ort sind und Redaktionen auf User Generated Content zurückgreifen müssen, von Youtube und anderen modernen Netzwerken: in Syrien zum Beispiel.
Thomas Hinrichs, einer der Chefredakteure der ARD-Tagesschau muss immer wieder abwägen: Technisch mangelhaftes Material senden? On Air gehen – auch wenn die Story noch nicht wasserdicht ist?
Hinrichs beharrt darauf, dass Qualität etwas Absolutes ist. Die Tagesschau-Redaktion muss darauf achten, dass etwas „korrekt“ ist – ganz ohne Komparativ.
Im TV-Nachrichtengeschäft definiert sich Qualität also zunächst inhaltlich: „Zuverlässigkeit“, gefolgt von „Authentizität“ – danach erst kommen technische Kriterien, das Bild betreffend.
Im Radio ist freilich der Ton Ausschlag gebend, sagt Jürgen Goeres-Petry, Programm-Manager beim Deutschlandradio: Sprachverständlichkeit stehe an erster Stelle. Die Botschaft, der Inhalt muss klar und deutlich beim Hörer ankommen. Und Radiomann Goeres-Petry formuliert entsprechend klar eine Qualitäts-Formel:
„Erfüllte oder nicht erfüllte Qualität ist der Unterschied zwischen dem, was ich mir vorgenommen habe und dem, was ich letztlich erreiche.“ Dabei gelte es, dieses Delta möglichst klein zu halten.
Die Techniker in den Rundfunkanstalten stehen vor neuen Herausforderungen, wei täglich neue Technologien hinzukommen, die qualitativ geprüft werden müssen. Aber immerhin können Sie technische Qualität mit Parametern und Messwerten bestimmen – und das inzwischen sogar automatisch.
Letztlich aber geht es doch immer um’s Ganze, konstatiert Prof. Uwe Hasebrink, Medienforscher am Hamburger Hans-Bredow-Institut. Die Technik bleibe im Hintergrund, so lange sie funktioniert. Bei Form und Inhalt hingegen sei den Zuschauern und Zuhörern aber bewusst, dass sie stets beides beachten.
Um die inhaltliche Qualität seines Programms genauer zu definieren, sucht das Bayerische Fernsehen auch den Kontakt mit dem Publikum. Andreas Bönte vom BR berichtet von den „Zuschauerdialogen“, die der BR inzwischen regelmässig öffentlich veranstaltet. So kämen die Redaktionen in Kontakt mit dem Publikum, um genauer zu erfahren, was es eigentlich will. Die Abkehr vom „Redakteursfernsehen“ – wie es früher war, nach dem Motto „wir wissen schon, was die Leute sehen wollen“ – sei anfangs schwierig gewesen. Aber inzwischen mache sie Spass. Und sei entscheidend für die Akzeptanz in der Öffentlichkeit: Denn schließlich hätten die Menschen, die für den Rundfunk bezahlen, ja auch ein Recht darauf gefragt zu werden.
Inzwischen entsteht da ein Kreislaufprozess, der durch vielfältige SocialMedia-Aktivitäten auf Twitter, Facebook usw. befeuert wird und sogar in Echtzeit – während der laufenden Sendung – stattfindet.
Stefan Robiné von der ARD-ZDF-Medienakademie ist dennoch überzeugt, dass ungeachtet dieser neuen Möglichkeiten inhaltlich eindeutige Kriterien für eben „gute Qualität“ vorhanden sind. Man könne sehrwohl journalistische Qualität messen, vergleichen und besprechen. Entscheidend aber sei, das überhaupt das Gespräch stattfindet – aber nicht „digital“ im Sinne von „das war gut, das war schlecht“, sondern differenziert.
Die Veranstalter: